
Dichter und Denker
Jeremias Gotthelf
Albert Bitzius, so sein bürgerlicher Name, wurde am 4. Oktober 1797 geboren und verstarb in Lützelflüh am 22. Oktober 1854. 35 Jahre nach seinem Tod errichtete ihm die Gemeinde einen Gedenkstein. Seit 1942 steht auf dem Schulhausplatz des Primarschulhauses Lützelflüh ein Gotthelf-Brunnen mit der Figur «Ueli der Knecht». Oberhalb von Kirche und Gemeindehaus, am Rainbergli, befindet sich seit dem Jahre 1954 die Gotthelf-Gedenkstätte. Seine Bücher sind in der ganzen Welt bekannt.
Daten aus dem Leben von Jeremias Gotthelf
| 1797 | Albert Bitzius wird am 4. Oktober in Murten als Sohn des Pfarrers Sigmund Bitzius und seiner 3. Frau Elisabeth Bitzius-Kohler geboren. |
| 1805 | Versetzung des Vaters nach Utzenstorf. |
| 1812 | Eintritt ins «Pädagogium» (Gymnasium) in Bern. |
| 1814 | Beginn des Theologie-Studiums (Pfarrer) in Bern. |
| 1820 | Abschlussexamen. Anstellung als Pfarrvikar in Utzenstorf. |
| 1821 | Urlaub. Weiterbildung an der Universität Göttingen. |
| 1822 | Heimkehr. Wieder Vikar in Utzenstorf. |
| 1824 | Tod des Vaters. Versetzung als Vikar nach Herzogenbuchsee |
| 1826 | Bitzius hört bei der Jahresversammlung der Helvetischen Gesellschaft in Langenthal Pestalozzis Rede «Über Vaterland und Erziehung» (er hat schon früher Schriften von Pestalozzi gelesen). |
| 1829 | Versetzung als Vikar an die Heiliggeistkirche in Bern. |
| 1831 | Am Neujahrstag Ritt nach Lützelflüh und Antritt der letzten Vikariatsstelle. |
| 1832 | Wahl zum Pfarrer von Lützelflüh (9. März). |
| 1833 | Heirat mit Henriette Zeender (1805 - 1872). Kinder: Henriette (1834 - 1890), Albert (1835 - 1882) und Cecile (1837 - 1914) |
| 1834 - 36 | Bitzius erteilt an jeweils 6-wöchigen Fortbildungskursen für amtierende Lehrer Unterricht in «vaterländischer Geschichte». |
| 1835 | Bitzius wird zum Schulkommissär (=Schulinspektor) für die Gemeinden Lützelflüh, Rüegsau, Hasle und Oberburg gewählt (Aufsicht über 18 Schulen); er übt dieses Amt 10 Jahre aus und wird im Januar 1845 wegen politischer Differenzen mit der Regierung entlassen. |
| 1835 | Eröffnung der «Armenerziehungsanstalt Trachselwald»; Bitzius ist massgeblich daran beteiligt und setzt sich bis zu seinem Tod dafür ein. Seine Erfahrungen und Beobachtungen verarbeitet er in der Schrift «Die Armennot» (1840 erschienen). |
| 1836 | Tod der Mutter und des Bruders. Beginn des dichterischen Werks mit dem Roman «Der Bauernspiegel» (fortan Pseudonym Jeremias Gotthelf). |
| 1838/39 | «Leiden und Freuden eines Schulmeisters» (zwei Bände) |
| 1841 | «Uli der Knecht» |
| 1843/44 | «Anne Bäbi Jowäger» (zwei Bände) |
| 1843/44 | «Geld und Geist» |
| 1845 | «Der Geltstag» |
| 1846/47 | «Jakobs des Handwerksgesellen Wanderung durch die Schweiz» |
| 1846 | «Käthi die Grossmutter» |
| 1849 | «Uli der Pächter» |
| 1850 | «Käserei in der Vehfreude» |
| 1852 | «Zeitgeist und Berner Geist» |
| 1853 | Kuraufenthalt im Gurnigelbad; «Erlebnisse eines Schuldenbauers». |
| 1854 | Am 22. Oktober stirbt Jeremias Gotthelf in Lützelflüh. |
Neben den erwähnten Werken sind in grosser Zahl Erzählungen und Kalendergeschichten erschienen, darunter:
- 1838 «Die Wassernot im Emmental»
- 1842 «Die schwarze Spinne»
- 1843 «Elsi, die seltsame Magd»
- 1844 «Wie Christen eine Frau gewinnt» und «Kurt von Koppigen»
- 1848 «Hansjoggeli, der Erbvetter»
- 1849 «Michels Brautschau»
- 1850 «Das Erdbeeri Mareili»
- 1851 «Der Besenbinder von Rychiswil»
- 1852 «Bartly der Korber»
- 1853 «Der Besuch»
- 1855 (postum erschienen) «Die Frau Pfarrerin»
- 1922 wurde aus dem Nachlass das bedeutende Romanfragment «Der Herr Esau» veröffentlicht.
Jeremias Gotthelf über seine Jugend
Jeremias Gotthelf schrieb über seine Jugend in einer «Selbstbiographie» von 1848:
Im Jahr 1805 erhielt mein Vater die Pfarrei Utzenstorf. Von da an unterrichtete er mich selbst, so dass ich im Jahre 1812 das Gymnasium in Bern beziehen konnte. Meine Kenntnisse gingen aber nicht weit über Griechisch und Latein hinaus. Nebenbei las ich Romane soviel ich zur Hand bringen konnte, trieb scharfen Schafhandel, lernte jagen, fischen, reiten, übte mich in allen Landarbeiten, einigen weiblichen Handarbeiten und brachte es in mehr als einem ländlichen Spiel zu bedeutender Fertigkeit.
Der berühmte Professor Lutz, welcher damals dem Gymnasium vorstund, übte von allen meinen Lehrern, welche ich je gehabt, den grössten Einfluss auf mein inneres Leben. Ich ging auf seinen Rat im Jahr 1814, da ein halber Fehler zuviel in einer lateinischen Arbeit meine legitime Beförderung gehindert hatte, als Exterus in die Akademie (= Hochschule für Theologen) über. Hier brachte ich drei Jahre in der sogenannten Philosophie sehr fleissig zu, trieb alte Sprachen, Mathematik, Philosophie, wo Joh. Rud. Wyss besonders freundlich und väterlich sich meiner annahm. Meiner Mutter selig sagte er einmal: «Sagt doch euerm Sohne, er solle schöner schreiben lernen, er schreibt wie eine Sau. Lässt er mal was drucken, besonders in Deutschland, so hat er zSchinders Verdruss.» «Ja wolle», antwortete meine Mutter, «das wird er wohl lah blybe.» «Mi cha nit wüsse», sagte Wyss.
Damals kam auch das Turnen in Gang durch Clias (Heinrich Phokion Clias, Lehrer für Gymnastik, ein Pionier des Gymnastik- und Turnunterrichts), dessen eifrigster Schüler ich wurde.
Nach drei Jahren wurde ich auf legitime Weise, und zwar mit Ehren, in die Theologie aufgenommen; wäre ein gewisses aufbegehrisches Wesen nicht gewesen, ich wäre nach Freund Rauchenstein in Aarau der Zweite promoviert worden, jetzt wurde ich nur der Dritte. Drei Jahre brachte ich in der sogenannten Theologie zu, sie waren für mich wissenschaftlich nicht fruchtbar.
Die Gesellschaft und namentlich die weibliche, nahm mich mehr in Anspruch als die Wissenschaft. Es war die Rosenzeit meines Lebens. Auch versah ich anderthalb Jahre lang die oberste Elementarklasse an der sogenannten grünen Schule.
Im Jahr 1820 wurde ich Kandidat, zugleich Vikar bei meinem Vater, half in der Schule und wurde von meinem Vater geschult, indem er mir das Lesen der Predigten, überhaupt den Gebrauch der Konzepte abgewöhnte. (Jeremias Gotthelf, Sämtliche Werke. Erlenbach-Zürich: Rentsch 1921–77, Ergänzungsband 18, S. 13f).
Simon Gfeller
Er wurde am 8. April 1868 im Zuguet, einem Einzelhof unterhalb der Lüdernalp, geboren. Die ersten Jahre nach seiner Seminarzeit war er Lehrer in Grünenmatt und anschliessend unterrichtete er die Oberschüler auf der Egg, während seine Ehefrau am gleichen Ort in der Unterschule tätig war. Über 40 Jahre war er dort Lehrer. 1929 liess er sich vorzeitig pensionieren, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. Verschiedene seiner Werke sind in berndeutscher Sprache erschienen. 1934 wurde Simon Gfeller mit dem Ehrendoktortitel der Universität Bern geehrt. Am 8. Januar 1943 verstarb er kurz vor seinem 75. Geburtstag.
Mehr zu Simon Gfeller und der Simon Gfeller Stiftung erfahren Sie auf der Webseite der Gemeinde Trachselwald
Emanuel Friedli
In seiner Heimatgemeinde Lützelflüh wurde, neben Jeremias Gotthelf und Simon Gfeller, der Lehrer und spätere Pfarrer Emanuel Friedli beerdigt. Er wurde am 14. Dezember 1846 in Lützelflüh geboren und wuchs auch dort auf. Er studierte Lehrer und Pfarrer und verstarb 1939 in Saanen. Als er 56 Jahre alt war, beauftragte ihn die bernische Regierung, über verschiedene Gebiete des Kantons Bern sprachliche und kulturelle Werke herauszugeben. Im Laufe der Jahre erschienen 7 Bände, so zum Beispiel im Jahre 1905 der Band «Lützelflüh». Lange Zeit waren diese Bücher vergriffen, bis 1980 ein Nachdruck erfolgte.
Max Frutiger
Auf keinen Fall darf unser Dorf- und Gemeindehistoriker Max Frutiger, geboren am 10. Oktober 1900 in Lützelflüh, vergessen werden. Er war Lehrer in Ranflüh, wo auch schon seine Eltern als Lehrer an Unter- und Oberschule gewirkt hatten. Während seiner Schulmeistertätigkeit hatte er einen ungeheuren Berg an historischem Material zusammengetragen. Nach seiner Pensionierung hatte er endlich Zeit, diesen Stoff gründlich zu erforschen und auszuwerten. Das Buch «Die Gotthelfkirche Lützelflüh» wurde herausgegeben, als Max Frutiger bereits 75 Jahre alt war. Später folgte dann noch das zweite Heimatbuch «Die Brücke zu Lützelflüh». In beiden Werken wird die Geschichte dieser beiden Gebäulichkeiten und des Dorfes anschaulich dargestellt. Dazu sind noch verschiedene Broschüren erschienen. Als Dank für seine lokalhistorische Tätigkeit verlieh ihm die Gemeinde Lützelflüh 1979 das Ehrenbürgerrecht. Max Frutiger verstarb am 13. Februar 1984 in Langnau.